Im Labor gezüchtete Diamanten (LDG) beeinflussen Diamantanmarkt
Diamanten bleiben begehrte Anlageobjekte mit einem exklusiven Reiz. Der Markt für Juwelen und Diamanten unterliegt jedoch wie alle Märkte Konjunkturen, die durch unterschiedliche Faktoren bestimmt werden und sich auf Preise und Volatilität des Marktes auswirken. Ein Faktor spielt in Bezug auf den Diamantenmarkt eine entscheidende Rolle: Die Quantität und Qualität synthetischer Diamanten – Lab Generated Diamonds (LGD) – hat in den letzten Jahren immer weiter zugenommen. Das setzt den Markt insgesamt unter Druck. Allerdings zeigt eine neue Marktstudie für natürliche Diamanten, dass deren Zeit nicht abgelaufen ist, ganz im Gegenteil.
Das us-amerikanische Beratungsunternehmen Boston Consulting Group hat Ende Mai 2024 Mai einen umfangreichen Marktreport veröffentlicht, in dem ein Ausblick auf die Zukunft des Marktes für natürliche Diamanten vorgenommen wird. Auf der Basis der Analyse unterschiedlicher Trends geht BCG davon aus, das sich langfristig ein positiver Branchenausblick für natürliche Diamanten einstellen wird.
Angebot von Diamanten wird schrumpfen
Dieser Trend wird getrieben von einem begrenzten Primärangebot, einer wachsenden globalen Erschwinglichkeit, die die Nachfrage stützt. Außerdem entsteht ein Nachfragewachstum durch die Initiativen der Branche (z. B. wirksame Marketing- und Einzelhandelskooperationen), die die Attraktivität von Naturdiamanten erhöhen.
BCG geht davon, dass das Primärangebot an Naturdiamanten den nächsten zehn Jahren um etwa 1 % CAGR zurückgehen wird. Künftige Produktionssteigerungen werden die rückläufigen Mengen aus Minen ausgleichen, die das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. Gekürzte Explorationsbudgets im letzten Jahrzehnt, ein Rückgang an großen neuen Entdeckungen und lange Minenentwicklungszeiträume machen es schwierig, signifikante neue Mengensteigerungen vorherzusehen. Ebenso existiert ein gewisses Potenzial für die Erweiterung des konjunkturabhängigen Angebots, wenn die Preise steigen.
Neben dem primären Angebot werden auch recycelte Diamanten in den nächsten zehn Jahren nur begrenzte Auswirkungen haben, machen sie doch weniger als 10 % des Angebots an natürlichen geschliffenen Diamanten aus.
Diese insgesamt begrenzten Angebotsaussichten für Naturdiamanten bedeuten nicht zuletzt eine positive Stabilität des Marktes.
Drei Dynamiken bei der Nachfrage nach Diamanten
Die langfristige Nachfrage nach Naturdiamanten wird bestimmt von der Begehrlichkeit von Diamanten im Vergleich zu anderen Schmuckstücken, Luxusgütern oder Investitionen. In den kommenden Jahren wird ein anhaltendes Wachstum des weltweiten realen BIP, des Wohlstandes und des persönlich verfügbaren Einkommens (PDI) erwartet. Das wird die Erschwinglichkeit von Diamanten insgesamt vorantreiben. Im Vergleich dazu ist die Nachfrage im kommenden Jahrzehnt mit größerer Unsicherheit konfrontiert. Es gibt drei Hauptdynamiken, die die Nachfrage nach Naturdiamanten beeinflussen:
- Der anhaltende Aufstieg von Marken, die Diamantschmuck anbieten. Diese Aktivitäten treiben das Wachstum bei Diamantschmuck und nehmen einen wachsenden Anteil am Schmuckmarkt ein. das könnte sich insbesondere in den USA belebend auswirken, wo die Nachfrage nach natürlichen Diamanten zwar wächst, aber hinter anderen Konsumwünschen zurücksteht.
- Die Nachfrage nach im Labor gezüchteten, synthetischen Diamanten (Lab Generated Diamonds (LDG)), einschließlich des Zeitpunkts und des Ausmaßes, in dem LGD-Verkäufe innerhalb dieser zehn Jahre ihren Höhepunkt erreichen wird.
- In der wachsenden Mittelschicht in Asien (Indien) steigt die Nachfrage nach natürlichen Diamanten im Verhältnis zu der nach Gold, anderen Juwelen oder Luxusgütern rasant. Das ist im übrigen in China anders, dort wird eindeutig Gold bevorzugt.
Die Nachfrage nach Diamanten wird wachsen
Eine Reihe von Nachfrageszenarien ist bei diesen Dynamiken möglich. BCG leitet daraus über einen Zeitraum von zehn Jahren ein jährliches Nachfragewachstum von 2 % bis 4 % CAGR ab.
Diese Aussichten spiegeln das wachsende BIP und PDI, die anhaltend unterdurchschnittliche Nachfrage in den USA; eine eventuelle Differenzierung zwischen Naturdiamanten und LGDs, da die LGD-Preise und Händlermargen fallen; ein moderaterer Ausblick für China; und die Realisierung eines starken Wachstums in Indien.
Der Markt für im Labor gezüchtete Diamanten
Fakt ist: Der Markt für im Labor gezüchtete Diamanten hat sich in den letzten 6 Jahren verzehnfacht. Die Qualität wird immer besser, die Unterscheidbarkeit zu natürlichen Diamanten nur Fachleuten möglich. Allerdings befindet sich dieser Markt inzwischen in der Krise. Die Marktpreise spielen kaum noch die Produktionskosten ein. sodass einige größere Hersteller bereits ausgestiegen sind oder ihre Unternehmen umkrempeln.
75 % der LGD-Steine werden in den USA gefertigt, machen inzwischen 10 % des Diamantenmarktes aus und sind insbesondere in den USA bei Verlobungsringen beliebt, wo sie bereits 20 % der Schmuckstücke zieren. Ein Motiv der Kunden besteht wohl in dem Umstand, dass man fürs gleiche Geld mehr Stein bekommt.
Dieser Argumentation mögen sich offenbar chinesische Kunden nicht anschließen. Diese sehen in Diamanten eher auch eine Wertanlage und daher sind synthetische Diamanten keine Option, denn deren Preisverfall ist offensichtlich. In Indien spielen LDG im übrigen überhaupt keine Rolle.
Boston Consulting Group erläutert, dass der Einfluss von LDG auf den Diamantenmarkt stark davon abhängt, inwiefern Konsumenten besser und bewusster zwischen synthetischen und natürlichen Diamanten unterscheiden können. Dies wird von der Markenstrategie der Hersteller abhängen und vor allem im Juwelierhandel stattfinden müssen und ist dort wiederum von den Handelsmargen abhängig. An dieser Stelle weist BCG eine positive Tendenz nach: An LCD verdient der Handel mittelfristig weniger.
Diamantenindustrie auf Wachstumskurs
Angesichts der Analysen der wichtigsten Faktoren, die den Markt für Diamanten beeinflussen, erwartet BCG ein Wachstum der Diamantenpreise von 3 bis 5 % pro Jahr bis 2033 – inflationsbereinigt. Das ist erheblich dynamischer als im vorigen Jahrzehnt, in dem ein Wachstum von 1 % pro Jahr festzustellen war.